Kickl und Menschenrechte

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Ich hätte noch einen Nachschlag zu Kickl und die Menschenrechte. Warum strampelt der so gegen die Menschenrechte? Die sind ja keine durch und durch kommunistische Erfindung, sondern auch eine liberal-bürgerliche Reaktion auf den NS. Was widerstrebt den Rechtsextremen so daran?

Ihnen widerstrebt schon etwas ganze Grundsätzliches: Menschenrechte sind im Sinne der Aufklärung eine universialistische Ideologie. ALLE Menschen haben die GLEICHEN Rechte. Sie sind unteilbar, ganz gleich wer, wo und wann. Völkische Ideologie ist hingegen eine Partikularideologie
Das heißt, dass in einem völkischen Denken jeder Menschen nur relative Rechte hat. Relativ zu Volk und Nation. Jeder Mensch verhält sich zu Volk und Nation, kann aber nie übergeordnet agieren, Rechte haben oder regiert werden. Das ist die Krux. Menschenrechte passen da nicht rein
Das heißt, wenn ich Teil eines bestimmten Volkes bin, dann habe ich die Rechte und Privilegien die diesem Volk eigen sind. (Das wird gerne mystifiziert und als singulär hingestellt) Deutsches Volk mit deutschem Recht, vermeintlich „natürlich“ gewachsen über die Jahrhunderte.
So funktioniert das natürlich nicht, weil Geschichte keine lineare Geschichte kleiner unberührter Inseln ist, sondern sprunghaft passiert, sich überlagert und eher gewaltsam als friedlich verläuft. Genau so ist auch mit Rechtsordnungen, d dazu da sind d Herrschenden abzusichern.
Menschen, die völkisch denken sehen das aber nicht so. Sie sehen eine homogene Geschichte eines „Volkes“. Es gibt keine originären inneren Konfilkte, die werden von außen (Soros, Jüd Weltverschwörung…) nach innen getragen. („Volkszersetzung“, „Verräter“, „Nestbeschmutzer“…)
Weil das Volk also eigentlich homogen ist und einen gemeinsamen Willen (die Erstarkung des Volkes) hat, braucht es auch keine Rechte gegen die Herrschenden. Versteht ihr – Herrschende und Beherrschte sind im völkischen Denken eins. „Identitäre Demokratie“ wie sie es nennen.
Im Sinne des Ethnopluralismus gilt das für jedes „Volk“ einzeln. Also jedes „Volk“ soll die Rechtsform finden, die zu einem passt. Wenn das Folter und Sklaverei bedeutet – so be it. Wenn das Führerstaat bedeutet (ja bedeutet es)- so be it. Da hat sich niemand einzumischen.
Also zusammenfassend: Es gibt nichts höheres als das Volk und Rechte leiten sich nur und einzig in Relation zum Volk ab. Wer nicht dazu gehört, hat keine Rechte. Es gibt keine Rechte gegen die Herrschenden, sondern nur in Ableitung. Innere Konfilkte sind Verrat.
Was so interessant ist, dass das einer der Punkte ist wo das klassische liberale Bürgertum eigentlich nicht mitgehen können sollte. Das zeigt aber auch wie radikalisiert das Bürgertum in Österreich ist (und vlt schon immer war). Das sind eigentlich tiefe ideologische Gräben.
Und nochmal: Das hat mit links, sozialistisch und kommunistisch gar nicht rasend viel zu tun. Es gibt berechtigte und sinnvolle Kritik von links an den Menschenrechten (weil Vieles eben nicht bedacht wurde; die Rechte von Frauen, die Kolinalgeschichte etc pp).

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