Über die Bedeutung von Rechtsextremismus

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Unterhalten wir uns mal drüber was „Rechtsextremismus“ eigentlich bedeutet. In d letzten Tagen gab es ja einige krude Meldungen dazu. Von „die Identitären sind nicht rechtsextrem“ bis „nur die Identitären sind rechtsextrem“ war Alles dabei. Der Versuch einer Klärung. #NatsAnalyse

Wie es so ist in den Sozialwissenschaften gibt es natürlich keine einheitliche Definition. Im öff Diskurs haben sich grob 2 Stränge etabliert wovon Einer v Konservativen und dem Verfassungsschutz bevorzugt wird und der Andere von kritischen Wissenschaftler_innen/Journalist_innen

Also das Eine ist die „Extremismustheorie“, die gerne als neutral und gültig dargestellt wird. Auch Hufeisentheorie. Die These ist, dass es eine Mitte gibt von der gleich weit entfernt extreme Spektren beginnen, die diese Mitte bedrohen. Linksextremismus und Rechtsextremismus.
Manche machen sich noch die Mühe ein „radikales Spektrum“ knapp innerhalb des Verfassungsbogens einzuziehen, während der Extremismus klar außerhalb liegt. Diese Sichtweise zieht ganz viele Probleme mit sich, die ich kaum Alle aufzählen kann.
1. Die Mitte wird a inhärent gut gesehen. So als kämen Rassismus, Antisemitismus, Frauenhass etc dort nicht vor 2. Es ist e sehr formalistische Theorie, die Inhalte wenig gewichtet. Wenn ich mir demokratischeres System wünsche bin ich genauso extrem wie wenn ich Führerstaat will
3. Es macht einen klaren Cut zwischen „rechtsextrem“ und „nicht rechtsextrem“ und hat damit überhaupt kein Werkzeug für Überlappungsspektren wie die Neue Rechte 4. Rechtsextremismus und Linksextremismus werden einfach gleich gesetzt. Also Antifaschismus und Faschismus.
Zudem ist die Theorie in ihrer Entstehungsgeschichte noch in den Protagonist_innen, die sie voran getrieben haben, neutral oder gar auf rein wissenschaftlichen Überlegungen entstanden. Sie ist das Werkzeug d Verfassungsschutzes, d gerade in D keine unproblematische Geschichte hat
Wenig überraschend arbeite auch ich nicht auf Basis dieser Theorie, sondern mit einem kritischen Zugang, der sich auf ideologische Marker von Rechtsextremismus konzentriert. Auch das DÖW und alle wichtigen Institutionen arbeiten nach solchen Theorien.
Rechtsextremismus ist eine Ideologie der Ungleichheit und einer damit verbundenen Ungleichwertigkeit von Menschen(gruppen). Es gibt eine unveränderbare Hierarchie, die man tausendfach aufdröseln kann: Hautfarbe, Rassifizierung, Klasse, Geschlecht etc.
An der Spitze aber immer sie selbst: weiß, männlich, bürgerlich, heterosexuell usw. Und jetzt kommt es: sie wollen den Staat auch genau so strukturiert haben. Also möglichst homogen. Und weil sie das als „natürliche Ordnung“ sagen sie Volk und nicht Gesellschaft.
Also, Hierarchie, Natürlichkeit, Homogenität sind die zentralen Marker. Das beeinhaltet ganz ganz viel. Gewalt zb. Weil wie erreiche ich Homogenität? Nur durch den Ausschluss „der Anderen“. Die Anderen müssen weg. Raus. Weil sie nämlich eine Bedrohung darstellen.
Gewalt beginnt also nicht erst bei physischer Gewalt sondern ist in der Ideologie angelegt. Auch d Autoritarismus, das antidemokratische Denken, der Antipluralismus u Antiliberalismus ist da drinnen. Wenn Hierarchien u Volk „natürlich“ sind, kann ich sie nicht gesell. verändern.
Es gibt noch unzählige Antis, die man aufzählen müsste. Der Antisemitismus. Historisch gepaart mit Antikommunismus. Jeweils mit ganz eigener langer Genese. Die speziellen Formen von Behindertenfeindlichkeit. Homophobie vs soldatische Männlichkeit. Usw usf. Aber zu viel f thread
Wichtig für mich ist noch: Rechtsextremismus sind nicht die 4 Organisationen und die 7 Hansln, sondern Rechtsextremismus ist eine Logik. D.h. zb jmd der nicht rechtsextrem ist kann eine rechtsextreme Logik in Bildsprache und Sprachbildern weiter tragen.
Oder etablierte Partei kann rechtsextreme Ideologie haben u diese Logik offensiv verbreiten und ideologisch keinen Millimeter anders denken als die, die sogar vom Verfassungsschutz als „rechtsextrem“ tituliert werden. Es ist nicht die Ideologie die anders ist sond polit Umstände.
Also: Rechtsextremismus ist dort wo Menschengruppen auf Basis von Natürlichkeit konstruiert und klare Hierarchien eingezogen werden. Ziel ist die völkische Homogenität unter gewaltsamen Ausschluss der Anderen. Paradebeispiel: Verschwörungstheorie des großen Austauschs.
Und ganz zum Schluss noch: rechtsextrem, rechtsradikal, rechtspopulistisch, (neo)faschistisch, (neo)nazistisch sind keine Synonyme. Dazu ein anderer Mal mehr.
Achso ja, ich soll das immer anfügen hat man mir gesagt. Wer Möglichkeit und Lust hat mich zu unterstützen für Literatur etc., der_die kann das, weil ich das ja alles in meiner Freizeit mach. Aber keine Verpflichtung, ich mach die threads so oder so.

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