Das Problem mit Alabama und dem Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen

Lesezeit: ~3 Minuten

Kurzer Einschub was alles das Problem mit Alabama und dem Verbot von Schwangerschaftsabbruch ist. 1. 6 Wochen! Nach 6 Wochen ist der Abbruch komplett verboten. 6 Wochen sind nix. Wenn man an Kind bastelt, dann weiß man es in d Zeitraum, aber das sind kaum die, die Abbruch wollen

Viele haben unregelmäßige Perioden oder wundern sich nicht wenn eine ausfällt. Es gibt auch Einnistungsblutungen, die mit Perioden leicht zu verwechseln sind. Und dann kommt noch die Berechnung hinzu: Schwangerschaft beginnt am Tag der letzten Periode.
D.h. Wenn man überhaupt die Schwangerschaft zum 1. Mal testen kann ist man schon ein paar Wochen schwanger in der Berechnung. Es gilt nicht der Tag an dem man Sex hatte und meint, dass es dann war sondern eben der 1. Tag der letzten Periode.
12 Wochen ist schon ein echt enges Fenster. 6 Wochen ist de facto unmöglich. Wenn man nicht damit rechnet, sich beraten will, Geld aufstellen muss und dann einen Anbieter finden? Und dann stell dir vor es kommt noch wenig unterstützende Familie/Partner hinzu.
Und da rede ich noch gar nicht von Schwangerschaft als Resultat einer Vergewaltigung. 6 Wochen als Grenze ist de facto wie 0 Wochen. Es ist zynisch, weil es suggeriert es gäbe ein akzeptables Fenster. Aber nur wenn man keine Ahnung von weiblichen Körpern hat.
2. Alabama ist ein sehr ruraler Staat. Mit katastrophalen Indikatoren bei Bildung, Gesundheit, ökonomischen Faktoren. D.h es werden vor allem Arme bestraft, die kaum Möglichkeiten haben entsprechende Infrastruktur zu erreichen. Solche Verbote treffen immer überproportional Arme.
3. die Sanktionsmöglichkeiten gelten auch, wenn die betroffene Person in einen anderen Staat fährt um den Abbruch vorzunehmen (was schon Megaaufwand ist). Wenn sie zurück kommt kann sie trotzdem bestraft werden. Einzige Möglichkeit: komplett weg ziehen.
4. dieses Verbot gilt absolut. Auch bei Fehlgeburten, auch bei Eileiterschwangerschaften, auch wenn das Leben der Schwangeren in Gefahr ist. Auch bei Vergewaltigung. Auch bei Inzest. Absolutes Verbot von Schwangerschaftsabbruch ist absolutes Verbot von Schwangerschaftsabbruch.
5. und was passiert, wenn Personen verurteilt werden, weil sie eine Straftat begangen haben? Neben allen unmittelbaren persönlichen Konsequenzen, etwa Haftstrafen bis zu 99 Jahren (!), verlieren sie das aktive wie passive Wahlrecht.
D.h. Zusätzlich zum Gefährden von Menschenleben sehen wir auch noch eine großangelegte Aktion Personen vom Wählen auszuschließen, wenn sie den Eingriff überleben. Und wer ist davon betroffen? Frauen, Transpersonen, Arme (und damit überproportional POCs). Und wie wählen die?
6. wir alle wissen, dass man Schwangerschaftsabbrüche nicht verbieten kann, sondern nur den legalen und sicheren Schwangerschaftsabbruch. Die Folge ist glasklar: Viele tote Frauen und Transpersonen. Entweder durch unsichere Eingriffe oder Suizid. Das ist halt egal.
Jetzt könnte uns ein vermoderner religiös verbrämter Flecken Erde wie Alabama völlig egal sein. Aber a. Brauchen die Betroffenen dort unsere Solidarität und b. Ist das eine der Hauptagenden der konservativ-religiösen Rechten weltweit.
Nicht Alle können gleich so in die Vollen gehen wie Alabama. Aber wollen würden sie. Auch bei uns. Und deswegen ist es hier wirklich wichtig keinen Millimeter nachzugeben. Schwangerschaftsabbruch ist ein unverhandelbares Recht. Ein Verbot mordet.
Wichtiger Punkt, den ich vergessen habe! Die wollen, dass das Gesetz vor den Supreme Court geht. Dort gibt es eine konservative Mehrheit. Ihr erinnert euch an den instabilen Vergewaltiger Kavanough und sein Hearing? Der entscheidet das dann.
Und noch was: bei tatsächlicher Lebensgefahr gibt es wohl die einzige kleine Ausnahme. Nur zur Ergänzung. Ändert aber nix am Rest.
Ok es geht um Alabama und Georgia! Das ändert aber nix am Gesagten. Danke für Ergänzung.

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