Über Provinz-Autoritarismus

Lesezeit: ~3 Minuten

Hier bricht richtig der autoritäre Charakter durch. Natürlich war das als deftig-humoriger Einpeitscher gedacht, aber es erzählt soviel mehr. Da ist ganz ganz viel drinnen was so einen Provinz-Autoritarismus ausmacht. Ich drösle kurz mal auf, weil es die ÖVP so gut trifft. #NatsAnalyseIn dieser Aussage gibt es 3 ausgemachte Feinde: Wien, die Grünen und ungehorsame Kinder. Die Kombination ist das Albtraumszenario d ÖVP. Wien, Grüne, Kinder – das sind die Ingredienzen. Muss man sich mal vor Augen halten. Nicht Gewalttäter-Waffe-Nazis sondern Wien, Grüne, Kinder

Also Wien. Gerade wieder zur lebenswertesten Stadt d Welt gewählt. Das hindert gerade d ÖVP nicht daran doch irgendwie alles Böse reinzuprojizieren. Und weil das mit konkreten Sachen nicht klappt (es funktioniert ja alles i Wien sehr gut), wird auf e alte Trope zurück gegriffen:

Die gottlose, verruchte Stadt mit ihrem modernen hedonistischen Firlefanz, wo Gesindel rumhängt und andere komische Leute wie Schwule und Lesben und Muslimen bieten sie auch Unterschlupf und Drogenpartys und du kannst ja nicht mehr auf die Straße gehen. Bei uns gibts das nicht.

Das ist nichts Neues sondern integraler Bestandteil des Autoritarismus und Faschismus im 19. u 20. Jahrhundert. Weil Emanzipationsbewegungen aus den Städten ausgingen. Ich hab hier mehr dazu geschrieben. Sehr wichtig diese Konnotationen immer mitzubedenken:
Die Grünen. Die Grünen sind in diesem gezeichneten Bild quasi die Vertreter_innen der Stadt. Überintellektualisierte Veganer_innen, die alles im Sesselkreis ausdiskutieren und die Heiligen drei Könige für eine neue Netflix-Serie halten. Haha.

Wichtig dabei ist, dass die Männer bei den Grünen effiminisiert und die Frauen maskulinisiert werden. Also die Männer sind alles Weicheier u die Frauen alles unbegehrenswerte Kampfpanzer. Genau deswegen funktioniert d Witz – genau diese Bilder werden evoziert. Das woll ma nicht.

Ungehorsame Kinder. Kinder, die nicht spuren und sich in die Familie einpassen verdienen Witz und Spott. Genau das ist der Gag bei Wöginger. Diese Kinder sind raus aus der Gemeinschaft und dürfen lächerlich gemacht werden. Auch und gerade von den eigenen Eltern. Wie traurig.

Diese autoritäre Art der Kindeserziehung und des Umgangs mit Kindern und Jugendlichen ist nach wie vor zentral im Konservativismus (im Faschismus sowieso). Kinder sind störrische, unfertige Lebewesen, die mit harter Hand richtig geformt werden müssen.

Sie haben keinen eigenen Willen, keine Bedürfnisse, keine Fragen, keine Zweifel zu haben, sondern müssen sich den Oberen beugen. Das ist ganz ganz traurig und richtet die nächste Generation zu seelischen verkümmerten Menschen zu statt sie bei ihrer Entfaltung zu unterstützen.

Jetzt kann man das als „so dahin gesagt“ abtun. Aber das ist ja nicht ein von sich selbst besoffenes Provinz-Würstel, das den Mund im großen Scheinwerferlicht etwas zu voll genommen hat. Das ist der Klubobmann der Kanzlerpartei.

Und der Witz funktioniert, weil ja genau diese Bilder evoziert werden. Hätte er gesagt „Wir wollen nicht, dass unsere Kinder nach Graz fahren und als Identitäre zurück kommen“ hätte keiner gelacht, weil wo ist der Witz?

Dieser kurze Gag spielt auf einer autoritären Klaviatur, der tief reaktionäre Sehnsüchte anspricht und hinter moderne gesellschaftliche Entwicklungen zurück will. Auch diese Feindbilder teilt dieses Spektrum des Konservativismus mit dem Faschismus.

Ich kann nur empfehlen die Alpensaga (1976) zu schauen, da wird dieses Milleu von 1900-1945 sehr gut beschrieben. Die Enge und der Hass auf die Moderne. Gibts komplett auf YouTube:

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