Hanau

Lesezeit: ~4 Minuten
Ich möchte gleich noch eine #NatsAnalyse nachschieben, weil ich nachher keine Zeit mehr hab. Ich habe mir das Manifest des Terroristen von #Hanau durchgelesen, damit ihr das nicht müsst. Soetwas hat nichts in der Öffentlichkeit verloren und sollte ohne Einordnung nicht wiedergegeben werden.

Das Manifest ist anders strukturiert, als jenes des Terroristen von Christchurch oder das Konvolut von Breivik. Es ist eine lange, ausschweifende, paranoide Textwurst, die sehr mühsam zu lesen und zum Folgen ist. Es lassen sich trotzdem Ableitungen treffen.
 
Es fallen mir mehrere Dinge auf, die neben den üblichen rechtsextremen Ideologemen schlagend werden.
1. Eine radikal neoliberale Leistung-Haltung
Der Terrorist teilt immer wieder auf in jene, die etwas leisten und jene, die nichts leisten ein. Er rassifiziert diesen Leistungsgedanken. 
Diese „Völker“, die er namentlich nennt, sollen deswegen vernichtet werden, weil sie nicht zu großen Leistungen im Stande sind. Er selbst sieht sich als jemand, der viel leistet und besser ist als alle Anderen. Das ist ein krass sozialdarwinistisches, neoliberales Weltbild. 
Diesen Zweig gibt es in der Neuen Rechten und auch im parlamentarischen Rechtsextremismus. Das Leistungsprinzip und das völkische Prinzip werden zusammengebracht. Das ist ein ideologischer Unterschied zu anderen Teilen der Neuen Rechten. Der Terrorist argumentiert das ganz hart ökonomisch durch.
 
Das zeigt sich etwa auch daran, dass er auch Teile des „eigenen Volkes“ auslöschen möchte – die „Minderleister“. Leistung ist sein oberstes Prinzip. Wer etwas leistet, ist etwas wert. Wer nichts leistet, muss ausgelöscht werden. Leistung lässt sich völkisch verorten. 
2. Offener Vernichtungswunsch
Er argumentiert ganz offen seinen Vernichtungswunsch durch und kaschiert ihn nicht mit Theorien wie etwa dem großen Austausch. Da steht wortwörtlich drinnen, dass diese und jene vernichtet gehören. Das ist mehr alter Nationalsozialismus als Neue Rechte.
 
3. Antisemitismus
Kaum beachtet, aber er ist auch ein Antisemit. Von wegen Rassismus löst Antisemitismus ab, das existiert ganz gut nebeneinander und potenziert einander. Zu den vernichtenden „Völkern“ gehört auch ganz explizit Israel.
 
4. Frauenhass
Er schreibt sehr lange darüber, was er für hohe Ansprüche an Frauen hat und dass nie eine Frau gut genug für ihn war, außer eine und die wurde ihm von dunklen Mächten („dem Geheimdienst“) weggenommen. Frauenhass ist der große Trigger zur Selbstradikalisierung nach rechts. 

Ich habe hier darüber geschrieben, wie diese drei Ideologeme zusammen gehören. Es ist in jedem Manifest der selbe Dreiklang: Rassismus, Antisemitismus, Frauenhass. Es gehört zusammen. Egal, ob großer Austausch oder offener Vernichtungswunsch.

 

5. Obsession mit den USA
Sehr langatmig berichtet er von seiner Hoffnung in die USA und wie die sich militärisch aufzustellen haben. Diese Faszination gibt es offenbar schon länger, aber Trump war wohl ein unglaublicher Boost. Das zeigt die verheerende Signalwirkung. 
Den Einfluss von Trump und der AltRight kann man gar nicht hoch genug einschätzen. Wenn der mächtigste Mann der Welt wild herum phantasieren kann, dann eröffnet das unglaubliche Möglichkeitsräume nach rechts. Dieses Manifest ist ein Beleg, was ein Rechtsterrorist daraus macht. 
Dazu passt auch, dass er (nicht im Manifest, aber an anderen Orten) an die Pizzagate-Verschwörung anschließt. Diese besagt, dass das Washingtoner Establishment geheim an Kindesentführungen und – Vergewaltigungen beteiligt ist und diese Kinder in Katakomben unter der Stadt hält.
 
Klingt absurd? Nona, völlig jenseitig. Wurde beim letzten Wahlkampf der demokratischen Kandidatin Clinton vorgeworfen und hält sich bis heute. Tausende Kinder seien Opfer und Trump der Einzige, der das aufdecken kann, weswegen sind „sie“ gegen ihn.
 
Diese fünf Punkte sind mir neben eines enormen Narzissmus und einer tiefsitzenden Paranoia als Erstes aufgefallen. Bitte verlinkt mir hier drunter weitere Ergänzungen. Danke. 

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