Juraczka kampagnisiert ad personam

Lesezeit: ~4 Minuten
Ich muss schon wieder eine #NatsAnalyse in eigener Sache machen. Schon wieder haben es Teile der ÖVP auf mich ad personam abgesehen und es gibt sehr viel dazu zu sagen, was weit über mich hinaus geht, deswegen nutze ich die Gelegenheit um zu zeigen was hier passiert.

Manfred Juraczka ist hochrangiger ÖVP-Politiker und u.a. bis vor kurzem (2018) Klubobmann der ÖVP-Wien und auch Landesobmann. Also nicht der siebente Zwerg von links, wenngleich die ÖVP unter seinem Wirken zur Mini-Partei in Wien geworden ist. 
Was macht er mit diesem Tweet? Er stellt mich als Person in Frage. Wie kann diese Person sich zu diesem Thema politisch äußern, wo sie doch Referentin für Öffentlichkeitsarbeit (ich habe Reden geschrieben, FB betreut und nicht mit Journis geredet) diesen Job hatte. Skandal Skandal! 
Er impliziert, ich hätte es mir danach gerichtet und umgesattelt und mich plötzlich als Rechtsextremismus-Expertin dargestellt. Die Sache ist halt, und das lässt sich nachvollziehen, ich habe das alles davor schon gemacht, nur wird man davon überraschenderweise nicht reich.
 
Möchte gar nicht zu lange ausholen – mit dem „Ballast“ hat man wenig gute Karten bei Vorstellungsgesprächen und ich werde meiner damaligen Chefin immer dankbar sein, dass sie mir die Chance gegeben hat, ich habe viel von ihr und dem Feld gelernt.
 
Disqualifiziert mich ein „normaler“ Job jetzt aber für meine Tätigkeit in Sachen Rechtsextremismus? Etwas, was seit 2010 fast meine gesamte Freizeit auffrisst und ich mit (zu) hohem persönlichem Einsatz mache? Nur weil ich ich bin stimmen die Aussagen nicht? 
Er hat nämlich 0 inhaltlich auszusetzen. Das wäre ja auch absurd, es geht hier um rechtsextremen Terror und ich spreche von gesellschaftlicher Verantwortung. Was wäre hier die Gegenposition? Nicht so schlimm, dramatisieren wir nicht, mach ma einfach weiter? Eben.
 
Das muss man sich mal vorstellen, da ermordet ein rechtsextremer Terrorist 10 Menschen und ein hochrangiger Politiker der ÖVP ist dagegen, dass jemand im TV drastische Worte findet. Für wen ergreift er hier Partei und warum? Warum tut er das in diesem Moment? 
Er nutzt den Terror und die Berichterstattung darüber, um es über sich zu machen. Weil ich böse zur ÖVP war, ist das eine Chance mir einen virtuellen Ellenbogencheck zu geben. Zynisch in Anbetracht des Themas. Und narzisstisch. 
Das Zweite was hier versucht wird, ist mich meines Berufes zu berauben. Ich soll meine Existenz nicht mit meiner Expertise zu Rechtsextremismus bestreiten dürfen. Denn solche Tweets stellen ja auch die Seriosität der Medien, die mich featuren, in Frage.
 
Seid ihr euch sicher, dass ihr die einladen wollt? Die ist keine Expertin, sondern was auch immer. Redakteur_innen sehen das und denken sich vielleicht, lieber nicht anstreifen. Gerade, wenn jemand einer Regierungspartei sowas sagt, ist das ja nicht nix. 
Das hat Methode, viele Wissenschaftler_innen hat es weit schlimmer getroffen, ich erinnere vor allem an feministische Wissenschaftler_innen und Sexualpädagog_innen, die bis zur Aufgabe malträtiert wurden und werden. Es ist inakzeptabel. 
Nur war das bis jetzt immer die extreme Rechte, die Wissenschaftler_innen persönlich diskreditiert hat, hier sind es Konservative. Es ist bemerkenswert, wie sich die Methodik angleicht. Beide haben das selbe Ziel: linke Wissenschaftler_innen sollen nicht öffentlich reden dürfen. 
Drittens funktioniert so ein Tweet als dog whistle. Er ruft die einschlägigen Leute auf den Plan, sich an mir abzuarbeiten. Und das sind FPÖler und Nazis. Das zeigen likes und rts. Besonders lustig allerdings eine ehemalige Referentin der Neos, die jetzt unabhängige Journalistin ist.
Hier noch ein Beispiel welche Drukos der Ausgangstweet provoziert. Es ist eine dog whistle für Rechtsextreme. Nix verborgen, nix widersprochen.
Long story short: Juraczka arbeitet daran, mir persönlich die Existenzgrundlage zu entziehen. Das ist kein bashen auf Augenhöhe, das ist jemand, der aus der Position der Regierungspartei gegen eine Wissenschaftlerin (in Karenz) und ohne institutionelle Anbindung tritt. 
Es ist nicht das erste Mal, das ich von hochrangigen ÖVP-Accounts angegriffen werde. Wenn das zur Methode wird, sollen alle linken (v.a. SPÖ-nahen= Expert_innen zum Schweigen gebracht werden. Das ist ein schwerer Eingriff in den demokratischen Diskurs.
Die ÖVP muss damit aufhören. Inhaltlicher Widerspruch ja immer, persönliche Diffamierung nein.
Danke fürs Zuhören.
(Sorry für so lange. Ja es trifft mich persönlich, ich gebe das zu. Ich habe wirklich Angst, Aufträge zu verlieren und das nicht mehr machen zu können. Aber ich bin ja nur ein Testballon und ich mag nicht, dass sie es bei Anderen auch so machen) 

Beiträge per Email abonnieren

Spenden via paypal

Spenden via patron