Methoden der Online-Einschüchterung

Lesezeit: ~4 Minuten

Lasst uns nochmal über Methoden der Online-Einschüchterung reden. Ich mache es wieder anhand meines eigenen Beispiels, was in der Exponiertheit etwas unangenehm ist, aber was soll’s. Ich habe hierzu ja schon einmal etwas geschrieben.

Die Grundgeschichte ist schnell erzählt und ziemlich langweilig. Tage nach der Veröffentlichung erbosten sich sehr viele Leute plötzlich an diesem Video.

Ich habe das erst einigermaßen mitten im Shitstorm mitbekommen, weil nonmentoins.
Jetzt waren es aber hier nicht die klassischen rechten und rechtsextremen Accounts, sondern vor allem Liberale, Neoliberale. Und im Schlepptau dann aber doch wieder die Antifeministen und Nazis. Auch dieses Muster trifft mich nicht zum ersten Mal.
Aber hier unterscheiden sich die Methodiken und Ziele. Während Rechtsextreme vor allem Angst verursachen wollen mit klassischen Einschüchterungen zu Leib und Leben und Abwertungen zu Aussehen und (sexueller) Attraktivität, geht es Liberalen vor allem um das Ansehen.
Dieses Video wurde dementsprechend gespinnt, als handle es sich um eine hochwissenschschaftliche Abhandlung. Etwas was weder die Intention ist, noch das Format zulässt. Auch im Kontext mit den anderen Videos ist sehr klar, dass das politische Kommentare sind.
Mir wurde aber nun einmal quer durch Twitter unterstellt ich halte mich nicht an die Regeln des wissenschaftlichen Arbeitens, dies das. Und nicht nur von ein paar Leuten, sondern groß bis zu Nationalratsabgeordneten und Parteienaccounts.
Die Idee dahinter: Wenn ich eine politische Meinung habe, dann kann ich nicht auch sauber wissenschaftlich arbeiten. Das geht nicht. Weil ich hier einen politischen Kommentar abgeben ist auch jeder wissenschaftliche Text minderwertig. Es ist eine Diffamierungsstrategie.
Das ist besonders ironisch, weil just diese Bubble vor einigen Tagen einen politischen Kommentar eines Gesundheitsökonomen oder den offenen Brief an Merkel als Gospel Truth abgefeiert hat und sich auch selbst nicht unbedingt nobel zurück hält mit politischer Meinungsäußerung.
Also was passiert hier? Im Prinzip entspinnen sich 2 Vorwürfe gegen mich: das Video ist keine wiss Abhandlung (nie behauptet) und wenn dem nicht so ist, dann darf da auch nicht „Politikwissenschaftlerin“ stehen, was einigermaßen lächerlich ist, wie Bsp aus letzten Tweet zeigen
Es geht also gar nicht um eine tatsächliche Auseinandersetzung mit dem Gesagten und Kritik daran – ich wurde erst damit konfrontiert als die Empörungswelle längst am Laufen war und da ist keinerlei Debatte möglich. Um die ging es nie, nur ums fertig machen.
Das belegen auch die zahlreichen Versuche andere Leute und Medien mit reinzuziehen. He du, random anderer Politikwissenschaftler, der nichts damit zu tun hat, was sagst du dazu. (Danke auch an die, d mitgemacht haben, ich merke es mir) hey du Zeitung, sag was – Blockwartverhalten
Es geht also darum meinen Ruf zu schädigen und mir gleichzeitig meine Lebensgrundlage (Aufträge) zu entziehen. Aber warum eigentlich? Ich habe keinerlei institutionelle Anbindung o formalen Einfluss. Warum auf eine Userin in Karenz losgehen, die auf keiner Ebene gefährlich ist?
Und hier komme ich endlich aus meiner Nabelschau heraus und zu dem Grund warum ich doch etwas dazu sage. Ähnliches wurde von der selben Bubble bei @MiriamRehm versucht. Ihr wurde Antisemitismus unterstellt. Völlig absurd bei einem Kreisky-Zitat.
Auch bei anderen User_innen. Das zeigt eine große Nervosität und ich kann es mir nur als Angst vor einer solidarischen Krisenbearbeitung erklären. Da haben Leute Angst, dass Neoliberale Dogmen angezweifelt werden, was zu einem sofortigen Hinbashen führt.
Mich hat es viel Zeit u Energie gekostet die letzten Tage. Auch, weil die Rechtsextremen folgten u viele persönliche Untergriffe dabei waren. Aber ich habe leider Erfahrung mit sowas u kann mich wehren. Mit d Aufzeigen d Methodik möchte ich Anderen zeigen, d sie nicht allein sind
Angriffe auf Ansehen und heuchlerische Pseudoregeln wie, dass Wissenschaftler_innen sich nicht politisch äußern dürfen zehren an den Nerven. Bitte nicht einschüchtern lassen – das ist die Strategie. Es braucht jetzt viele laute progressive Stimmen
(Sorry für so lang, ich hab so viel darüber nachgedacht und mir fällt noch viel mehr dazu ein. Habt einen schönen Abend. Ich habe wieder was auf die harte Tour gelernt die letzten Tage.)

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