Kurz-Rede zum Republik-Jahrestag

Lesezeit: ~2 Minuten

Ich habe mir die Kurz-Rede zum Republik-Jahrestag nun auch angehört und habe dazu ein paar Beobachtungen. Ich nehme sie mir nicht Stück für Stück vor, sondern nur ein paar Eindrücke.

1. Selbst-Historisierung. Die ganze Rede ist ein Rahmen die eigene Rolle in der Geschichte hervorzuheben. Es fängt an mit drei großen Namen (keine Frau), die Österreich maßgeblich geprägt haben. Am Ende steht er selbst – er und sein Regierungsteam machen da jetzt weiter.

2. eine einzige Erfolgsgeschichte. Kein Wort über den Nationalsozialismus, nur vage die Idee, dass 1. und 2. Weltkrieg nicht so toll waren. Danach Erfolg, Erfolg, Erfolg. Und daran schließt die Corona-Bewältigung an: Alles richtig gemacht. Auch hier schließt er an an Vergangenem.

3. Krisen sind unvermeidbar. Kriege, Wirtschaftskrisen, Naturgewalten – immer gibt es ein auf und ab. Damit stellt er Krisen quasi als gottgewollt dar und entzieht sie der politischen Sphäre. Auch hier der Sprung von damals und heute. Auch hier soll Corona anschließen.

4. Wiederaufbau. Hier wird die selbstgegebene große Rolle in der Geschichte am deutlichsten. So wie der Wiederaufbau damals, so wird er heute sein. Er ist quasi ein neuer Figl. Dementsprechend sagt er auch „Wiederaufbau“ in Zusammenhang mit Corona. Als wäre das ein Krieg.

5. der neue Figl. Am deutlichsten wird diese Figl-Imitation, wenn der davon spricht, dass er „nichts versprechen“ kann. Das ist ein überdeutlicher Verweis auf Figl Weihnachtsansprache 45 (keine Kohle, keine Kerzen – glaubt an dieses Österreich)

Also was will diese Rede von uns? Diese Rede ist ein Re-Branding der Marke Kurz. Kurz ist mit Corona quasi ein historischer Staatsmann geworden. Einer, der Österreich „wiederaufbaut“, eine (unpolitische) Krise zu bewältigen hat und in einer Linie mit Figl, Kreisky etc steht
Er ist damit quasi parteipolitisch gar nicht mehr zu fassen, sondern eine überlebensgroße historische Figur. Nur eine, die halt da ist. Einerseits ist das ein sich selbst über alle anderen erheben (und damit ist kein Diskurs auf Augenhöhe mehr möglich). Er ist gut und macht gutes
Andererseits immunisiert das vor Kritik. Wenn er so eine Ausnahmefigur wie die Anderen ist, dann weiß er es besser, weil die Anderen das auch wussten. (stimmt nicht btw) Also: So wie damals, so heute. Depolitisierung. Diskursaufhebung. Keine Fehler. Erfolgsgeschichte.
Nur mal so aus d Bauch heraus, wenn euch was einfällt – sagt Bescheid. Ich hab, wie gesagt, keine Zeit für genaue Analyse, hab nur einmal reingehört, weil 1000 andere Dinge gerade. Bin aber gespannt, was mir entgangen ist. Legt los. Wer anhören mag, hier.

Btw: Ich weiß, dass wir nach 45 irgendwie „Schwamm drüber“ gesagt haben, aber zB Figls (oder auch Raabs) Rolle im Austrofaschismus ist halt schon interessant.

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