Wie Kurz rhetorisch die Ermittlungen gegen ihn umdeutet

Lesezeit: ~3 Minuten

Let‘s do this. Kurz in der #ZIB2 am 12.05.2021. Framing: der U-Ausschuss als politisches Spielchen. Und gleich Offensive und gegen die #ZIB2-Redaktion. Von der Defensive in die Offensive in 5 Sekunden, ganz typisch.

Schon zum 3. Mal „Herr Wolf“. Damit wird der Konflikt als quasi persönlicher Disput geframed. Man kann es so sehen oder so, aber es ist ein Konflikt zwischen 2 Personen.

In der Krisenkommunikation kann man verschiedene Rollen einnehmen. Kurz spielt den Aufklärer. In eigener Sache und gegen den U-Ausschuss und die Medien, die ihn so böse falsch zitieren und beschuldigen.

Jetzt ist er wieder Opfer. Nie Augenhöhe. U-Ausschuss als Polit-Tribunal. Das wichtigste Mittel der Opposition zur Kontrolle der Regierung bzw. unlauterer Vorgänge.

Strategisches Unterbrechen, Zeit maximal nutzen, um sich als Aufklärer zu präsentieren.

Er wirft seine persönliche Integrität ins Spiel. Er hat ein reines Gewissen. Damit macht es Kurz persönlich gegen eine unpersönliche Maschinerie.

Jetzt nahe an der Verschwörungserzählung – die böse mächtige SPÖ steckt hinter allem, weil sie es nicht verwunden hat, keine Kanzlerpartei mehr zu sein. Fehlt nur noch Silberstein. Dieses Narrativ benutzt er immer wieder um von Defensive auf Offensive

Wieder die Aufklärer-Rolle. Er respektiert und schätzt auch ganz viele Personen und Institutionen. Persönliche Integrität ist das was vermitteln will. Jemand wie er kann nicht lügen. Und er halt alles im besten Gewissen gemacht. Von juristischen Fakten zu Gefühl.

Auch der „beste Wille“ wird bemüht. Wie Blümel erhebt er sich über Gericht und Parlament und beurteilt die Akten als „irrelevant“. Das liegt aber nicht in seinem Ermessen.

„Wie viele Beobachter“ hat er erkannt, dass der U-Ausschuss furchtbar ist. Und diskreditiert ihn komplett.

Jetzt der „Respekt“ und die Insinuation, dass er schlechter behandelt wird als ein Mörder. Große moralische Kategorien sind heute wichtig – persönliche Integrität ist heute die Offensive von Kurz.

Defensive-Offensive. Aus „vielen“ werden „inflationäre“ Ermittlungen. So funktioniert Framing.

Er nimmt sich dann auch noch selbstbewusst das letzte Wort. Kurz war sehr gut vorbereitet. Strategien: – persönliche Integrität -U-Ausschuss als Polit-Tribunal der Opposition -Sturm im Wasserglas -Verschwörung

Es könnte funktionieren, da die Anklage technisch, unemotional und der Kontext komplex ist. Das Gegenüber ist ein gesichtsloses Gericht, das sich nicht auf Politspielchen einlässt. Kurz nutzt das und gibt eine Erklärung, die seine Fans emotional befriedigen kann.

Er führt zudem die bekannte Märtyrer-Opfer-Rolle fort, die er seit Ibiza bedient. Kurz als Opfer aller anderen Parteien, die ihn verhindern wollen. Ob das nochmal so emotionalisiert in der Situation ist aber fraglich. Danke fürs Lesen. #NatsAnalyse

(Über Rosam könnte man gleich einen neuen Analyse-Thread schreiben. „Ich und die meisten Österreicher sehen keinen Grund für einen Rücktritt“ „Die Anklage oder wie Sie das nennen“. Amüsant.)

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